Die Bewegung des Hundes- oder was macht ein gutes Gangwerk aus?
Ein grundlegendes Zuchtziel sollte ein tadelloses Gangwerk sein. Als ursprüngliches Laufraubtier sollte der Hund so gebaut sein,
dass er mit möglichst wenig Kraftaufwand ausdauernd gehen, traben und galoppieren kann. Der heutige Hund muß sich zwar sein
"Futter" nicht mehr erjagen, jedoch stellt der Mensch an seinen Hund doch beachtliche Anforderungen, indem er ihn als
Rettungshund, im Hundesport wie Agility, Breitensport oder Suchhund einsetzt oder auch nur als "Wanderbegleithund" fordert.
Ein unharmonischer Bewegungsablauf, wie schwerfälliger, kurztrittiger oder stelzender Gang ist uneffizient und bewirkt vorzeitige
Ermüdung und Abnutzungserscheinungen in den Gelenken.
Dieser Hund zeigt ein tadelloses Gangwerk mit sehr guter Rückenlinie. Er trabt mit weit ausgreifenden Schritten leicht und zügig voran.
Das Gleichgewicht wird durch das Aufsetzen der Pfoten in Richtung der Körpermitte erreicht. Deshalb werden die Beine im Trab nicht senkrecht gehalten. Ein guter Raumgewinn wird durch das energische Strecken der Gelenke erreicht. Der ganze Körper strafft sich. Dies ist aber nur möglich, wenn der Oberarmknochen lang genug ist und das Schulterblatt gut schräg liegt. Dadurch ergibt sich auch eine gute Vorbrust. Eine entsprechend gute Winkelung der Sprunggelenke mit entsprechend langem Oberschenkelknochen im richtigen Winkel zum Unterschenkel stehend, die Hintermittelfüsse parallel gestellt und eine gute Bemuskelung ergeben dann den richtigen Schub aus der Hinterhand, den die korrekt gestellten Vorderhände dann auch auffangen und umsetzen können.
Diese junge Hündin zeigt schon ein sehr schönes Gangwerk mit ihren knapp 9 Monaten. Die meisten Junghunde wachsen in erkennbaren Schüben, so dass der Verlauf der Rückenlinie mehrfach wechselt und meist nach hinten deutlich ansteigend verläuft. Dies sollte sich jedoch mit Abschluß des Skelettwachstums im Alter von 12 bis 15 Monaten ausgewachsen haben.
Auch diese Gangart ist möglich. Dieser Wolf läuft im Passgang.
Bei dieser Gangart werden die Vorder- und Hinterhand einer Körperseite gleichzeitig vorgesetzt. Die Tiere pendeln oder schaukeln dabei hin und her, um das Gleichgewicht halten zu können (Kamel/Dromedargangart).
Oft wird der Passgang im Schritt, manchmal jedoch auch im Trab benutzt.
Manche sind der Überzeugung, dass dies auf einen anatomischen Fehler hindeutet,allerdings kann diese Gangart bei fast allen Hunden und wie man sieht – auch bei Wölfen – beobachtet werden.
Läuft der Hund nicht ausschließlich im Passgang, sondern wechselt problemlos in den Trab oder gemächlichen Mittelgalopp, kann man davon ausgehen, dass der Pass nur dem Ausgleich dient, dadurch nur andere Muskelgruppen belastet werden um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen.Im Ausstellungsring hat diese Gangart allerdings nichts verloren.
Dort sollte der Hund in flottem Trab vorgeführt werden.
X-Beinige Stellung auch Tanzmeisterstellung genannt.
Ein schmaler Brustkorb, unter den Rumpf geschobene Ellbogen und wenig straffe Vordermittelfüße sind die Ursache für die Fehlstellung. Die nach außen gedrehten Pfoten, versuchen die zu geringe Brustbreite auszugleichen.
Bei diesem Junghund hat sich dieser Fehler im Alter nicht ausgewachsen, sondern leider gefestigt.
Wenn solche Mängel bereits im Jugendalter ersichtlich sind, bleiben sie leider häufig oder verstärken sich noch.
Die Bedeutung einer gut gebauten Vorhand für gute Schreit,-Trab, Galopp und Springleistungen sollte züchterisch hoch
angesetzt sein.
Viel zu oft wird auf Zuchtschauen dieser Fehler versucht zu verbergen, indem im Schauring der Hund an der Vorführleine
regelrecht "stranguliert" wird. Der Hund ist dadurch nicht in der Lage, alle seine 4 Läufe auf den Boden zu bringen. Durch diese "Aufhängung" kann der Zuchtrichter auch das Gangwerk nicht richtig beurteilen.
Korrekte Hinterhand bei einer 4-jährigen Hündin.
Die Hinterhand ist gut gewinkelt, die Pfoten werden geradlinig aufgesetzt und stehen parallel.
Züchterisch sollte darauf geachtet werden, immer einen Partner mit korrekten Vorder-und Hinterbeinen zu wählen, denn diese
Fehler sind oftmals nicht in einer Generation auszumerzen, sondern halten sich oft hartnäckig. Sollte Ihr Hund schon ein korrektes Gangwerk besitzen, setzen Sie es nicht bei der nächsten Generation aufs Spiel, indem Sie einen Partner wählen, der in dieser Hinsicht eine weniger korrekte Anatomie zeigt. Andere kleinere Fehler, wie Augenfarbe, Größe, Weißanteil im Auge oder Fellfarben sind als weniger fehlerhaft zu bewerten, als ein schlechter Körperbau, welcher meist auch weiter vererbt wird-
mit allen Konsequenzen, die daraus entstehen können (frühzeitiger Verschleiß, Arthrosen, etc).
© Doris Steger im August 2009
Literatur: Hunde sehen-züchten-erleben / Margret Bärtschi + Hansjoachim Spengler
Bildmaterial: Wölfe aus dem Nationalpark Bay. Wald fotografiert und beobachtet von Heike u. Wolfgang Krombholz
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